2500 JAHRE REMCHINGEN, SAGEN UND LEGENDEN

Einen fulminanten Höhepunkt präsentierte das Löwensaal Quartett in der Remchinger Kulturhalle zum Abschluss der regionalen geschichtlichen Reihe, die mit jedem weiteren Abend die Raumkapazität des Nöttinger Löwensaals gesprengt hatte. Die vier Macher des Löwensaal Quartetts um Jeff Klotz, Eva Hanke, Benedikt Schaller und Philipp Schäfer zogen für ihr Finale Mitglieder des Heimatvereins und bekannte Personen aus Remchingen und der Region ins Geschehen mit ein und bereiteten 2500 Jahre regionale Geschichte, Sagen und Legenden amüsant, höchst einfallreich und humorvoll auf. In nur zwei Drehtagen, bei denen die Akteure viel Spaß hatten, entstanden 60 Stunden Amateurfilmmaterial, das auf knapp zwei Stunden zusammen geschnitten werden musste. Die Handlungen waren schon ein paar Wochen im Kopf von Jeff Klotz gereift, aber konkret wurde es erst vor zwei Wochen mit Darstellern rekrutieren und Kostümen zusammen tragen.

Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. „Einfach genial, fantastisch“, waren dann auch die Kommentare, die in der Pause zu hören waren. Der „Let it shine“-Chor des Lederkranzes Nöttingen bereicherte unter der Leitung von Matthias Alteheld den Abend musikalisch. Der Hintergrund der Geschichte war durchaus authentisch, die Präsentation mitunter gewollt chaotisch und zum Lachen. Was man nicht genau wusste, ob das so war, wurde als Klamauk auf und vor die Bühne gebracht. Genial auch die Kostüme, die der jeweiligen Zeit entsprachen. Darunter war eine echte Ritterrüstung aus dem Museum in Stettfeld, ein echtes Kettenhemd und vieles aus privaten Schatzkammern. Moderator Benedikt Schaller wurde immer mal wieder von dem „viel perfekteren Moderator“ Benjamin Wiesener verdrängt. Professor Eva Hanke brachte ihren Studenten die keltische Vergangenheit in Remchingen und der Region näher. Ein gut erhaltenes Skelett einer Frau wurde in einem keltischen Grabhügel in Singen gefunden, dem ältesten Ortsteil Remchingens. Der Eisenerzabbau in Neuenbürg, die Erfindung der Rennöfen zur Eisenschmelze und der fruchtbare Muschelkalkboden waren gute Voraussetzung für Ansiedlungen. Mundart-Autor Wolfgang Müller erzählte von den Jahrtausende alten Römische Wurzle, die der Zerengebusch hat. Lateinisch Ziringa vulgaris gleich Flieder, der schon von den Römern gepflanzt wurde. Remchingen habe zwar eine Klosterbrücke, einen Klosterweg, aber nie ein Kloster gehabt. Was da als Fundament beim Sperlingshof in der Erde schlummert, sei die Wallfahrtskirche „Maria zur Aich“ gewesen. Ein Wasserschloss der Herren zu Remchingen stand tatsächlich dort, wo heute das Freibad ist, was ihm den Namen Schlossbad gab. Die Pest um 1460 habe 20 Millionen Menschen auf dem Kontinent gefordert, so auch viele in Remchingen. „Heute können wir das heilen, wir haben Pestizide dagegen“, kalauerten die Wilferdinger Waschweiber, die sich bei mehreren Auftritten mit der Geschichte des Dorfes beschäftigt hatten. Das Keltengrab auf dem Kreisverkehrsplatz beim Niemandsberg sei ein Megalitgrab und habe mit den Kelten nichts zu tun. Eine napoleonische Schlacht gab es nie in Remchingen. Die Remchinger haben jenseits des Rheins gekämpft. Marlies Zeus berichtete über Reuchlin, Heynlin, die Löblichen Singer, Tulla und den Hans von Singen. Nicht fehlen durfte Carl Dittler, der als Volksverräter verurteilt wurde, im Mistlach-Fass über die Grenze nach Niebelsbach geflohen und nach Amerika ausgewandert ist.

Viele Legenden und Sagen erfuhren die rund 300 Gäste in der Kulturhalle und amüsierten sich über die eingespielten Filmsequenzen, die mit authentischem Hintergrund, aber nicht alle (Asterix und Obelix bei den Römern) ganz ernst zu nehmen waren. So waren auch die „Störungen“ im Ablauf durch flapsige Aussagen und allerlei Kostümierung, sehr unterhaltsam und machten den Geschichtsexkurs zu einem amüsanten Erlebnisabend. So macht Geschichtsunterricht richtig Spaß.

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